Forschungsprojekt zur Familie Frank auf dem jüdischen Friedhof in Landau – Max-Slevogt-Gymnasium

Forschungsprojekt zur Familie Frank auf dem jüdischen Friedhof in Landau – Max-Slevogt-Gymnasium

Alles fing an mit einem Grab. Anfang des Schuljahres hatte unsere Religionslehrerin, Frau Ehrmanntraut, die Leiterin dieses Projektes, unserem Kurs vorgeschlagen an der Ahnenforschung der in Landau begrabenen Juden teilzunehmen. Wir drei (Lilly Kollmar, Carlotta Closhen, Sophie König (J11)) meldeten uns, aus Interesse und Neugierde, jedoch ohne einen blassen Schimmer, dass das was wir herausfinden würden, mehr als nur eine trockene Familiengeschichte ist.

Wir trafen uns an einem Wochenende im Spätsommer 2020 auf dem Landauer Friedhof, wo Frau Ehrmantraut uns das Grab der Familie Frank zeigte, zu der wir unsere Recherchen durchführen sollten. Frau Ehrmantraut hatte bereits einige Informationen zusammengetragen über Dr. Isaak Frank und seine Familie, die wir vervollständigen sollten.

Das Ehepaar Isaak und Cölestine Frank ist nicht verwandt mit den Großeltern der Anne Frank, die auch in Landau lebten; es gab nicht wenige jüdische Familien mit dem Namen Frank. Die Familie Frank war sehr gebildet, so waren schon Isaaks Großvater, der ebenfalls Isaak hieß (es ist üblich die Kinder nach nahen verstorbenen Verwandten zu benennen), sein Vater Joseph, als auch sein acht Jahre älterer Bruder Jakob Lehrer. Somit war Isaak in der langen Tradition von Lehrern als Augenarzt der erste Ausreißer, sollte jedoch nicht der letzte Arzt der Familie sein. Auch seine beiden Söhne Eugene Benjamin und Joseph waren tätig als Mediziner, Ersterer übernahm die Augenarztpraxis nach dem Tod seines Vaters 1918, während Letzterer als Militärarzt tätig war. Wir vermuten, dass Isaak eventuell der Spanischen Grippe zum Opfer gefallen sein könnte, die zu dieser Zeit grassierte.

Diese Art der Recherche durch Archive, mit Geburts- und Sterbeurkunden war für uns Schülerinnen Neuland, jedoch sehr interessant, doch erst als wir uns mit den Nachfahren der Familie Frank auseinandersetzten, kam die Recherche richtig in Fahrt. Uns war bewusst, dass der jüngere Sohn der Familie, Eugene, und seine Ehefrau 1942 verstorben waren, so steht es auf dem aufgesetzten Gedenkstein über dem Grabstein Isaaks und Cölestines. Bei Recherche in Yad Vashem, den digitalen Archiven über die Opfer des Holocaust, fanden wir heraus, dass die beiden in Auschwitz ermordet wurden. Dem Sohn des Ehepaars hingegen, der 1921 geborene Hans Joachim Frank, gelang die Flucht nach Amerika und er entkam so der Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

War er heute noch am Leben? Wie konnte er fliehen? Hat er Familie in Amerika? Dies waren nur einige der Fragen, die wir uns stellten. Wir beschlossen also weiter zu recherchieren und stießen im Internet auf eine Todesanzeige eines Henry Frank, ein Name, den er angenommen hatte nach seiner Flucht. Die Todesanzeige erzählte einiges über sein Leben, seine Flucht nach Amerika und seine Karriere als Augenarzt in Amerika, sowie seine Familie und Kinder. Diese Informationen wurden später auch bestätigt.

Durch das Projekt kamen wir auch in Kontakt mit Frau Reitz, die die Familie näher kennt und sie auch schon traf, als sie vor einigen Jahren für einen Besuch nach Landau kamen.
Dies war wirklich ein sehr besonderer Moment, in dem die Namen auch Gesichter bekamen und wir nicht nur mit Grabsteinen und alten Akten arbeiteten, sondern die Menschen dahinter etwas kennenlernen konnten. Das Projekt war komplett neu und unbekannt für uns, und zwischenzeitlich auch etwas zäh, jedoch hat es uns wertvolle Erfahrungen und Wissen über die jüdische Gemeinde in Landau ermöglicht.

Was so einfach anfing mit einem Grab entwickelte sich zu einer lebenden Geschichte, die so schnell keinen von uns loslassen wird.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.