Gymnasium an der Stadtmauer

Hospitalgasse 6, Bad Kreuznach
www.stamaonline.de

Europaschule seit 2015

 

 

„Europa ist unsere Zukunft, sonst haben wir keine.“ – So lautet ein Bonmot des langjährigen deutschen Außenministers Hans Dietrich Genscher [zit. nach: https://de.wikiquote.org/wiki/Hans-Dietrich_Genscher]. Die Relevanz dieser Konzentration auf Europa, auf die Zusammengehörigkeit und Zusammenarbeit der europäischen Völker, wird gerade in den letzten Jahren wieder erschreckend deutlich. Der Brexit-Beschluss der Briten, die Wahl Trumps zum US-Präsidenten, die neue Faszination autoritärer Regierungen und der Aufstieg diverser nationalpopulistischer Bewegungen in Europa demonstrieren, wie instabil und gefährdet das europäische Einigungsprojekt ist. Da lohnt es sich, auch an einer Bildungsinstitution wie  dem Gymnasium an der Stadtmauer darüber nachzudenken, wie wichtig das im europäischen Zusammenhang Erreichte ist, und was drohen könnte, wenn es wieder zu einer Renationalisierung Europas, zu Kleinstaaterei und Protektionismus käme. Da ist es notwendig, die Schülerinnen und Schüler dafür zu sensibilisieren, zu welchen Irrwegen und Kriegen der Nationalismus in Europa geführt hat, wie viel Leid und Zerstörung unser kleinteiliger Kontinent durch das imperialistische Konkurrenz- und Weltmachtstreben gleich mehrerer europäischer Völker durchleben musste. Da kann man nicht oft genug an den Großmut  und den Versöhnungsgeist der Gründerväter der europäischen Einigung erinnern, die nach all den Schrecken der Weltkriege und trotz des verbreiteten Hasses und Misstrauens zwischen den kriegsbeteiligten Völkern an die Chance eines europäischen Aufbruchs und an die gemeinsame europäische Zukunft glaubten. Der französische Außenminister Robert Schuman wusste schon vor 60 Jahren: „Es liegt im Interesse Europas, Herr seines Schicksals zu sein. Die Zerstückelung Europas ist ein absurder Anachronismus.“(zit. nach: Robert Schuman: Für Europa; Genf 2010²; S.27 ) Diese beiden Sätze Schumans gelten heute noch genauso wie in den Gründungstagen der Europäischen Gemeinschaft 1958, nur dass man das „ist“ im zweiten Satz durch ein „wäre“ ersetzen müsste. Noch besteht nämlich die Europäische Gemeinschaft. Sie hat immer mehr wirtschaftliche und politische Bereiche vergemeinschaftet. Sie ist als EU auf inzwischen 28 Staaten mit  über 500 Millionen Einwohner gewachsen und damit der bedeutendste Wirtschafts- und Handelsverbund in unserer globalisierten Welt. Die EU ist nicht perfekt, in vielen Bereichen überbürokratisiert, die Leidenschaft und Aufbruchsbegeisterung sind vielfach verloren gegangen, aber unsere Epoche der europäischen Zusammenarbeit ist trotz aller Defizite um ein Vielfaches besser und menschenfreundlicher als die früheren Phasen europäischer Geschichte. Nur wer die Geschichte nicht kennt, wünscht sich die Vergangenheit zurück.

Den Europagedanken auszuprägen, mit Leben zu füllen und zu vertiefen, europäische Kontakte zu ermöglichen und zu pflegen sowie Verbindungen zwischen den jungen Menschen Europas zu fördern, sind Leitgedanken der Europaschulen. Seit 2015 zählt das Stama zum erlesenen Kreis der zertifizierten Europaschulen in Rheinland-Pfalz. Der Europagedanke ist unserer Schulgemeinschaft sehr wichtig; er wird kontinuierlich im Unterricht vertieft und findet in zahlreichen Projekten, Schülerbegegnungen und Sprachaufenthalten (z.B. Frankreich, Italien, Großbritannien), Fahrten und Aktionen seinen sichtbaren Ausdruck. Regelmäßig begehen wir im Mai den Europa-Projekttag, an dem sich die Jugendlichen der Jahrgangsstufe 11 in Form eines Sprachenschnupperns mit Sprache und Kultur unserer nahen und entfernteren europäischen Nachbarn vertraut machen, aber sich auch intensiv mit Geschichte und Politik der EU sowie der naturwissenschaftlichen Zusammenarbeit innerhalb der EU auseinandersetzen können. Seit sechs Jahren beteiligt sich das Stama an internationalen Jugendseminaren im Europahaus Bad Marienberg, wo unsere Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit französischen, tschechischen, slowakischen und polnischen Jugendlichen in künstlerischen und politischen Projekten ihrer Kreativität freien Lauf lassen und zugleich internationale Sprach- und Kulturkompetenz erwerben und vertiefen. Die Stama-Aktionstage am Schuljahresende sowie die Projekttage der Jahrgangsstufe 12 bieten regelmäßig die Möglichkeit, europarelevante Themen aufzugreifen. Mehrfach wurden in den vergangenen Jahren anlässlich des 100-Jahr-Gedächtnisses Fahrten zu den Schlachtfeldern und Gedenkstätten des Ersten Weltkrieges durchgeführt, nicht nur zu dem bekanntesten Gedenkort Verdun, sondern auch an die Schlachtfelder der Somme oder an den damals hart umkämpften Hartmannswillerkopf in den Vogesen (siehe hierzu  „100 Jahre 1. Weltkrieg“). Die Beschäftigung mit den europäischen Kriegen im Unterricht, in Fahrten und Projekten lehrt und vertieft die Einsicht, wie wichtig und elementar die europäische Zusammenarbeit für den Frieden und die Zukunft unseres Kontinents ist. Jean Claude Juncker bemerkte dazu mehrfach treffend: „Wer am europäischen Einigungswerk zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen.“ [zit. nach: Christopher Ziedler: Friedensnobelpreis für die EU; veröffentlicht in tagesspiegel-online am 09.12.2012] Eine weitere Möglichkeit, die europäische Identität unserer Schülerinnen und Schüler zu stärken, bieten die Studienfahrten in der Oberstufe, die regelmäßig ins europäische Ausland führen, natürlich zu den klassischen Zielen wie Italien, Frankreich, Spanien oder Griechenland, aber inzwischen immer häufiger auch nach Ost- oder Südost-Europa, z.B. nach Polen, Tschechien, Ungarn, Bosnien oder Kroatien. Die Liste ließe sich weiter ergänzen, von Kunstwettbewerben mit europäischem Bezug, der gelebten deutsch-französischen Freundschaft beim Schüleraustausch mit Bourg en Bresse oder der Beteiligung zahlreicher Mitglieder der Stama-Familie bei den zwölf Europaspaziergängen von „Pulse of Europe“ im Jahr 2017 – allein die Freude an Europa möge nicht darin ermüden, dass sie in einer Endlosschleife von Aufzählungen ihren Abschluss findet. Sinnvoller erscheint es mir, mit einer Einzigartigkeit unseres Gymnasiums zu enden: Wenn die sechste Unterrichtsstunde vorüber ist, ertönt um 13 Uhr an Stelle des gewohnten Stundenschlags ein Glockenspiel vom Dachfirst des Wolfgangschores: „Freude schöner Götterfunken“, die offizielle Europa-Hymne – und dies seit über 50 Jahren. Ein schöneres Ritual kann ich mir für eine Europaschule nicht vorstellen.

Ansprechpartner:
Frau Christine Cappiello, E-Mail: ccappiello (at) stamaonline.de
Herr Andreas Scherbel, E-Mail: scherbel (at) miriam-andreas.de